Leitfragen für die Gestaltung eines Medienprojektes

Medienprojekte gelingen, wenn die einzelnen Phasen der Produktion so durchdacht und vorbereitet sind, dass ein bedeutungsvolles und sinnfälliges Ergebnis entsteht.

Zu den einzelnen Produktionsphasen können mit Hilfe der nachfolgenden zwei Varianten eines Frageprozesses Antworten gefunden werden. Diese überführen das geplante Projekt in eine immer präziser werdende Form und machen die Projekte realisierbar.
1. Themenfindung und Produktionsrahmen
  • Was möchten wir wem auf welche Art nahebringen?
  • Welches Medium ist das geeignetste für unser Anliegen (Inhalt, Botschaft)? Warum?
  • Welche personellen, finanziellen, technischen und zeitlichen Ressourcen stehen uns zur Verfügung?
  • Welche fachlichen und überfachlichen Kompetenzen bringen wir mit und wollen wir entwickeln?
  • Wo soll das Produkt gezeigt? Wie soll es eingesetzt werden?
2. Umsetzungskonzept
  • Möchten wir mitteilen, erzählen, zeigen, erklären, inszenieren oder darstellen?
  • Welche Gattung, welches Genre bietet sich dafür an?
  • Welche Form und Länge soll das Produkt haben?
  • Mit welcher technischen Ausrüstung arbeiten wir (Smartphone, Fotokamera, Action-Cam, 360-Grad-Kamera, Videokamera, Tonaufnahmegerät ...)?
  • Ist der Produktions-Workflow organisiert, getestet und bereit (Kamera – Schnittgerät – Endformat)?
3. Entwicklung einer medienspezifischen Erzählung
  • Welche raumzeitlichen Abläufe und Spannungsbögen gestalten wir?
  • Wie reduzieren und konzentrieren wir all unsere Ideen auf das Wesentliche?
  • Wie beschreiben und visualisieren wir unser Projekt für die Dreharbeiten (Treatment, Storyboard, Szenenliste, Drehbuch)?
4. Rechte abklären
  • Haben wir die notwendigen Einverständniserklärungen und Drehgenehmigungen?
  • Können wir urheberrechtlich geschützte Musik, Bilder oder Dokumente verwenden?
  • Können wir Musik, Geräusche und Bilder allenfalls selbst erstellen oder lizenzgebührenfreie Medieninhalte nutzen?
5. Dreharbeiten
  • In welcher Reihenfolge werden die Einstellungen für die geplanten Szenen gedreht (Drehplan, Continuity)?
  • Wie zeichnen wir den Ton auf, damit er für das Medienprodukt brauchbar ist?
  • Sind wir für die Dreharbeiten bereit (Technik, Ausstattung, Team, Zuständigkeiten)?
  • Haben wir alles Rohmaterial für die Postproduktion beisammen?
  • Wie sichern und dokumentieren wir das Rohmaterial?
6. Postproduktion
  • Wie gestalten wir unser Projekt auf der Basis des Rohmaterials und mit Blick auf Dramaturgie, Atmosphäre, Wirkung und Botschaft?
  • Wie gehen wir beim Videoschnitt konkret vor? Womit beginnen wir?
  • Woran erkennen wir bei der Sichtung des Materials, welche Szenen oder Elemente überflüssig sind?
  • Welche Endprodukte stellen wir her? Wie archivieren wir das Projekt?
7. Präsentieren und Veröffentlichen
  • Wo und wie veröffentlichen wir unser Produkt (Internet, Lernumgebung, Distance Learning Plattform, Lehrveranstaltung)?
  • Wie machen wir auf unser Produkt aufmerksam?
  • Worauf müssen wir bei (semi-)öffentlichen Plattformen achten (Voreinstellungen wie Kommentarfunktion, Copyright, Creative-Commons-Lizenz)?
8. Nutzen & Teilen

W-Fragen für die Gestaltung eines Medienprojektes

Eine zweite Form der Herangehensweise ist die sukzessive Reduktion des "weiten Feldes" durch die Beantwortung folgender W-Fragen:

Was möchte ich? – Wer ist das Zielpublikum und was ist der Kontext? – Zu welchem Zweck? – Welches Medium wähle ich? – Welche Form wähle ich? – Was sind meine Ansprüche? – Welchen Ressourcen stehen mir zur Verfügung?  Wie kommuniziere ich? 
1. Was möchte ich?
  • Was ist das Ziel/der Zweck meines Medienprojektes?
  • Welchen Inhalt will ich umsetzen?
  • Was ist die Message meines Medienprojektes?
2. Wer ist das Zielpublikum und was ist der Kontext?
  • Wer ist das Zielpublikum?

    Ist mein Medienprojekt für die Lehre, das Studium oder eine Weiterbildung?
    Ist mein Medienprojekt für den Unterricht?
    Stelle ich mein Medienprojekt meinen Peers vor?
    Ist mein Publikum themenkundig?
    Ist es ein Laienpublikum?
    Welche Altersgruppe steht im Fokus?
    Welche Gender/Geschlechter spreche ich an?
    Was ist der soziokulturelle Hintergrund meines Zielpublikums?
  • Was ist der Kontext?

    Ist mein Medienprojekt (nicht) öffentlich?
    Ist mein Medienprojekt online verfügbar?
    Ist mein Medienprojekt für einen internen Gebrauch?
    Geht es um eine Distance-Learning-Situation?
3. Zu welchem Zweck?
  • Zweck oder Absicht:
    Will ich etwas vorproduzieren?
    Geht es darum, zu unterhalten oder zu erzählen?
    Geht es darum, zu informieren oder zu mitteilen?
    Geht es darum, zu erklären oder zu zeigen?
    Geht es darum, zu dokumentieren oder aufzuzeichnen?
    Geht es darum, zu illustrieren oder zu visualisieren?
    Geht es darum, zu lehren oder zu unterrichten?
    Geht es darum, auszutauschen oder zu diskutieren?
4. Welches Medium wähle ich?
  • Mögliche Medien:
    Text
    Bild
    Film / Video
    Audio
    Grafik
    Präsentationsmedien
    Multimedia
    Crossmedia
    Weitere Überlegungen:
    Mache ich es (nicht) interaktiv?
    Mache ich es (nicht) editierbar?
    Mache ich es (nicht) online?
5. Welche Form wähle ich?
  • Form:
    Welches Format, welches Genre, welche Gattung und welchen Stil wähle ich?
    Was ist die Länge/die Dauer meines Medienprojektes?
    Mache ich es als Erklärvideo/als Tutorial?
    Ist es ein Lehr-/Lernfilm?
    Ist es eine Präsentation?
    Handelt es sich um einen Podcast/Screencast/Slidecast/Pencast?
    Ist es ein online Kurs oder eine online Lehrveranstaltung?
    Will ich einen Trickfilm/Animationsfilm?
    Handelt es sich um (non-)Fiktion?
    Mache ich eine Dokumentation?
    Kreiere ich eine Inszenierung?
    Man kann auch ein Cross Genre oder eine Mischform gestalten.
6. Was sind meine Ansprüche?
  • Ansprüche:
    Wie hoch ist die Professionalität im Konzept und in der Umsetzung/Produktion?
    Habe ich eine hohe technische Qualität  (Bild & Ton)?
  • Die Ansprüche können variieren, wenn es für ...
    ... ein persönliches Projekt ist.
    ... ein Produkt für den Bildungsbereich ist.
    ... einen internen oder öffentlichen Gebrauch ist.
7. Welche Ressourcen stehen mir zur Verfügung? 
  • Personelle Ressourcen
    Welches Wissen, welches Können und welche Erfahrungen bringe ich mit?
    Wie viel Zeit habe ich zur Verfügung? Was ist die Zeitspanne? Welche Termine muss ich einhalten?
  • Mache ich es mit einer "Do-it-yourself-Manier"?
    "Do-it-yourself-Manier" heisst, ich arbeite mit privater Ausrüstung: Smartphone/Tablet/iPad/Laptop/Fotokamera ... (BYOD)
  • Arbeite ich mit oder ohne Beratung/Begleitung/Support?
  • Welche technischen Ressourcen stehen mir zur Verfügung? 
à propos:

* the medium is the medium and the message is the message *

CC BY 4.0 DigiLeB-WebseiteDigital Learning Base, University of Teacher Education Bern

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