Online-Prüfungen

Die Digitalisierung ermöglicht neue Prüfungsformate und kann bestehende Formate erweitern, etwa in Bezug auf Raum, Zeit und die Zahl der Geprüften. Zugleich bieten Online-Prüfungen (auch E-Assessements genannt) eine Reihe spezifischer Herausforderungen.

Diese Seite klärt den didaktischen Hintergrund und die allgemeinen Rahmenbedingungen von digitalen Formen summativer Prüfungen, die am Ende des Lehr-Lernprozesses stehen.

Didaktische Überlegungen

In traditionellen Prüfungen gilt es als Betrug, wenn nicht freigegebenes Material beigezogen wird (“spicken”) oder während der Durchführung ein Austausch über die Prüfung stattfindet (“flüstern”). Kontrolle ist unter dieser Voraussetzung entscheidend. Im digitalen Setting kann dies zum Problem werden.

Digitalität zeichnet sich nämlich u.a. aus durch Referentialität (also den Zugriff auf bestehende Materialien) und Gemeinschaftlichkeit (Vernetzung, Austausch und Kollaboration). Digitale Endgeräte sind buchstäblich dafür gemacht. 

Im Prinzip sind alle Prüfungen, die auf Smartphones, Tablets oder Notebooks stattfinden, darum zunächst Open-Book-Prüfungen. Entsprechend ist es aufwändig, digitales “Spicken” und “Flüstern” während der Prüfung zu unterbinden. Dies gilt unabhängig davon, ob das Verbot durch technische Hilfsmittel (z.B. Blockierung des Webbrowsers oder “Proctoring”) oder durch personelle Kontrolle (Aufsicht) durchgesetzt wird. 

Wie wichtig eine stringente Beaufsichtigung und lückenlose Logdaten sind, mag folgendes Beispiel illustrieren: Nach einer Online-Prüfung legte eine Person, die Test nicht bestanden hatte, Rekurs ein, mit der Begründung, dass ILIAS ihre Antworten falsch gespeichert habe. Als "Beweis" legte sie eine PDF-Datei mit digital manipulierten Bildern vor, welche die mit einer Handykamera aufgenommen Antworten zeigten...

Besonders davon betroffen sind Prüfungsformen, die nur deklaratives Wissen bzw. niedrige Taxonomiestufen von Lernzielen prüfen (z.B. durch Multiple-Choice-Fragen). Eine Prüfungsform, die genuin auf Kompetenzen und komplexere Lernziele abzielt, ist im digitalen Setting also unbedingt zu empfehlen.

Aus didaktischer Sicht gilt es abzuwägen: Welche Vorteile verspreche ich mir von der Digitalisierung der Prüfung (z.B. räumliche Unabhängigkeit, effiziente oder sogar automatisierte Auswertung etc.)? Lassen sich diese Vorteile auch dann nutzen, wenn die Prüfung auf mehr als deklaratives Wissen abzielt? Erlauben die Rahmenbedingungen und das “constructive alignment” der Veranstaltung andere Formen des Leistungsnachweises, bei denen die Digitalität produktiver genutzt wird? Und bin ich gegebenenfalls bereit, meine Einstellung zu Prüfungen zu ändern? Denn es gilt:

"Den Lackmustest zeitgemäßer Bildung bestehen Prüfungsformate nur dann, wenn sie den Schwerpunkt nicht mehr auf Kontrolle und Überwachung, sondern auf Vertrauen und Verantwortung legen. Dieser Paradigmenwechsel wird nicht einfach sein, denn alle Beteiligten sind im Rahmen eines Schulsystems sozialisiert worden, das Prüfungen ganz selbstverständlich an Präsenz und Kontrolle knüpft."

Rahmenbedingungen für Online-Prüfungen

Unabhängig des Szenarios muss eine Reihe von Bedingungen erfüllt sein, damit die digitale Prüfung erfolgreich durchgeführt werden kann.

Rechtlicher Rahmen: In den "Weisungen über die Modalitäten der Durchführung von Fernprüfungen" sind die rechtlichen Rahmenbedingungen für Online-Prüfungen an der PHBern geregelt.

Technische Stabilität: Der primäre Dienst zur Durchführung von schriftlichen Online-Prüfungen an der PHBern ist ILIAS. Bei einem externen Monitoring (September 2023) hatte der ILIAS-Server eine sehr gute Erreichbarkeit von 99.98%. Trotzdem besteht die Möglichkeit, dass während eines Tests die Verbindung nicht möglich ist (Ausfall ILIAS, Netzwerkproblem, Domainproblem, Stromausfall...). Dies muss allgemein immer bedacht werden.
Für weitere Ausführungen zu den technischen Aspekten von (schriftlichen) Online-Prüfungen konsultiere bitte die Seite Online-Prüfungen mit ILIAS.
Es lohnt sich, frühzeitig Unterstützung bei den Services Informatik anzufordern, damit diese technischen Support während der Prüfungszeit leisten können. Weitere technische Empfehlungen sind bei den jeweiligen Szenarien beschrieben.

Redundanz: Das Setting sollte einen “Backup-Plan” bieten, etwa im Hinblick auf den Netzzugang, die genutzten Werkzeuge und die Kommunikation. Dies muss mit den Services Informatik besprochen werden. Weitere Empfehlungen zur Redundanz sind bei den jeweiligen Szenarien beschrieben.

Exkurs: Ideen für (alternative) Prüfungsformate

Inspiration für Offline- und Online-Szenarien liefert die Assessment Toolbox der Universität Bern. Hier können zahlreiche Formate durchstöbert werden. Die Suchergebnisse sind filterbar im Hinblick auf unterschiedliche didaktische Szenarien.

Ganz bewusst andere und neue Wege will das "Institut für zeitgemässe Prüfungskultur" gehen. Neben konkreten Vorschlägen für neue Formate werden auf dieser Seite auch Diskussionen zur Prüfungskultur in der Digitalität an sich geführt.

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