Podcast herstellen

Ein Podcast ist ein Audio-Medium, das vorzugsweise über Smartphones oder ähnliche digitale Devices konsumiert wird. Der Inhalt variiert dabei stark und hält ein weites Spektrum an unterschiedlichen Formaten bereit, die in der Regel einen informativen (Nachrichten und Dokumentationen) oder narrativen (Geschichten und Fiktion) Charakter haben. Durch den medialen Aufschwung des vergangenen Jahrzehnts und der Etablierung von Plattformen wie iTunes, haben Podcasts zunehmend an Popularität und gewonnen. Seinen Namen verdankt das Medium dem iPod.

Womit nehme ich einen Podcast auf?

Die gute Nachricht: du brauchst kein vollausgestattetes Tonstudio, um mit deinem Podcast loszulegen. Was du zunächst einmal brauchst, ist ein gutes Mikrofon und eine Aufnahmesoftware. Alternativ sind spezielle Aufnahmegeräte und Audiorekorder zu nennen.


Texte für Podcasts erstellen

Der Podcast ist ein rein akustisches Medium. Die Hörer:innen befinden sich in einer anderen Situation als beispielsweise Zeitungsleser:innen, die nachlesen können, wenn sie etwas nicht auf Anhieb verstanden haben.

7 Regeln
  1. Keine Schachtelsätze
    Jeder Satz sollte nur einen Gedanken beschreiben. Eingeschobene Nebensätze erschweren das Verstehen. Wenn man sie unbedingt braucht, sollte man sie am Schluss anhängen.

    Schlechtes Beispiel: „Lotte, die vergangenes Jahr den Geburtstag von Lisa vergessen hatte, bemühte sich heuer, ein besonders schönes Geschenk für Lisa zu finden."
    So sollte es sein: „Vergangenes Jahr hatte Lotte Lisas Geburtstag vergessen. Deshalb bemühte sie sich heuer, ein besonders schönes Geschenk für Lisa zu finden."

  2. Wenige Adjektive
    Adjektive nur dort verwenden, wo sie wirklich gebraucht werden. In vielen Fällen sind sie überflüssig, manchmal richten sie sogar Schaden an. Häufig werden Steigerungsformen verwendet, die es nicht gibt: Adjektive wie „alltäglich“, „rund“, „einzig“ oder „ideal“ lassen sich nicht steigern.

  3. Keine Füllwörter
    Füllwörter, wie zum Beispiel dann, also, ja, nun, wohl etc. sind zu vermeiden.

  4. Aktiv statt Passiv
    Verben im Aktiv machen die Sprache lebendiger und spannender. Die Passiv-Form wird dann eingesetzt, wenn die handelnden Personen unwichtig oder unbekannt sind.

    Passiv-Beispiel: „Das Museum wird um 18:00 geschlossen.“ (von wem ist egal)
    Aktiv-Beispiel: „Die Bankräuberin hat einen Passanten angeschossen." (Klingt dynamischer als: „Ein Passant wurde von der Bankräuberin angeschossen.")

  5. Konkret vor Abstrakt
    Abstrakte Begriffe beschreiben zwar oft sehr viel – sie sind jedoch farblos, beliebig und langweilig. Besser eignen sich konkrete Begriffe, die benennen, worum es wirklich geht.
    NICHT: Geflügel – sondern: Enten, Erpel, Hühner, Hähne
    NICHT: Blumen – sondern: Rosen, Gänseblümchen, Sonnenblumen

  6. Keine Hauptwörterei
    Zu viele Hauptwörter in einem Satz erschweren das Verständnis. Besser ist es, mit Verben zu beschreiben, was geschieht.

    Schlechtes Beispiel: „Der Verdacht, dass Herr Maier seinem Nachbarn Herrn Huber regelmäßig die Morgenzeitung stehle, führte zu einer Anzeige gegen Herrn Maier bei der Polizei.“
    So sollte es sein: „Herr Maier verdächtigte seinen Nachbarn Herrn Huber, ihm regelmäßig die Morgenzeitung zu stehlen - und zeigte ihn deshalb bei der Polizei an.“

  7. Vorsicht bei Synonymen
    Synonyme sind Wörter, die eine ähnliche oder gleiche Bedeutung haben. Sie werden verwendet, um Wortwiederholungen zu vermeiden.

    Aber: Besonders im Radio können Synonyme verwirren. Besser ist es, zentrale Begriffe zu wiederholen.
    NICHT: Elefant / Dickhäuter / Rüsseltier – sondern einfach: Elefant
    NICHT: Dollarkurs / US-Währung / Greenback – sondern einfach: Dollarkurs
    NICHT: Österreich / Donauland / Alpenrepublik – sondern einfach: Österreich

Das Manuskript

Das Manuskript ist eine Art Drehbuch für eine Radiosendung. Es hält die Dramaturgie des Beitrages fest, die exakte Abfolge von O-Tönen, Text, Zitaten, Musik, etc. Das Manuskript dient zur Orientierung bei Schnitt und Montage.

Das Manuskript ist auch wichtig für die Sprecher:innen der Radio-Sendung. Sie lesen bei den Sprachaufnahmen ihren Text vom Manuskript ab. Auch aus diesem Grund, ist eine ordentliche Form wichtig: Schreib das Manuskript mit dem Computer. Verwende eine gut lesbare Schrift und Schriftgröße (mindestens 12 pt) und einen 1,5-fachen Zeilenabstand.

5 Schritte zum Manuskript

Jede Radiojournalistin hat ihre eigene Arbeitsweise, jeder Feature-Autor geht bei der Gestaltung der Dramaturgie anders vor. Wir stellen hier eine Vorgangsweise vor, die sich für viele bewährt hat. Probiert aus und entdeckt euren Weg!

  1. Hört euch das Ton-Material an und überlegt, welche O-Töne, Atmos, Geräusche und Musik ihr für euren Beitrag verwenden wollt. Eine Sendung lebt von starken Meinungen und Situationen, die berühren oder zum Schmunzeln bringen.
  2. Wenn ihr euch entschieden habt, transkribiert die O-Töne. Notiert zusätzlich die Time-Codes der betreffenden O-Töne oder schneidet sie gleich heraus. Bei Atmos und Geräuschen geht ähnlich vor: Schreibt jeweils auf, was in der Aufnahme zu hören ist.
  3. Nun habt ihr eine Liste von Atmos und Geräuschen und eine Text-Sammlung der O-Töne auf Papier. Der nächste Schritt ist, die einzelnen Elemente anzuordnen.
  4. Hilfreich ist es, zuerst die Bausteine zu gruppieren. Erstellt Themenblöcke oder eine chronologische Reihenfolge – je nachdem wie ihr eure Sendung gestalten wollt.
  5. Im vierten Schritt entwickelt ihr Texte, die die einzelnen Blöcke der Sendung miteinander verbinden, Interviewpartner:innen und andere Charaktere vorstellen, Zusammenhänge erklären und wichtige Informationen liefern und die Sendung an- und abmoderieren. Wenn ihr Zitate verwendet, fügt auch diese ins Manuskript ein.
  6. Sucht passende Musik für eure Sendung und notiert im Manuskript, an welchen Stellen sie eingesetzt werden soll.


Ein fesselnder Einstieg

Die ersten Sekunden eines Podcasts sind oft die wichtigsten. Sie entscheiden darüber, ob die Hörer:innen hin- oder weghören und ob sie wissen wollen, wie es weitergeht. In den ersten Sekunden kann Spannung aufgebaut oder Langeweile erzeugt werden.

Die Gestaltung des Beginns hängt stark von der Sendeform ab. Ein O-Ton-Bericht, ein Interview oder eine Magazin-Sendung werden klassisch von einer Anmoderation eingeleitet. Die Hörer:innen sollen gleich wissen, worum es geht.

Bei einem Feature, einer Reportage oder einem Hörspiel ist der direkte Einstieg ins Geschehen sehr beliebt: Eine alte Frau schimpft, eine Polizeisirene heult, ein Glas zerspringt. Spannung wird aufgebaut. Die Hörer:innen wollen mehr. Innerhalb der ersten drei Minuten sollte trotzdem aufgelöst werden, worum es in der Sendung geht.

Außerdem wird ein Podcast meist als Begleitmedium genutzt. Das heißt, er wird nebenbei und mit weniger Aufmerksamkeit konsumiert als eine Zeitung. Achtet daher auf eine klare Sprache, die man ohne besondere Anstrengung versteht.


Darstellungsformen für Podcasts

Nachdem du dich für ein Thema entschieden hast, musst du die dafür passende Darstellungsform wählen. Eine Reportage oder ein Feature eignen sich zum Beispiel gut, um den Alltag von obdachlosen Personen zu beschreiben. Um eine mittelalterliche Liebesgeschichte zu erzählen, bietet sich ein Hörspiel an. Hier werden dir nachstehend die gängigsten Darstellungsformen vorgestellt:

O-Ton-Bericht

Ein O-Ton-Bericht (Original-Ton-Bericht) besteht aus O-Tönen und Text. Die meisten Beiträge in Nachrichtensendungen sind O-Ton-Berichte. Sie werden auch „gebaute Beiträge“ genannt.

Interview

Interviews können Teil einer Radio-Sendung sein, ein längeres Interview kann jedoch auch allein eine Sendung bilden. Bei einer Interview-Sendung sind in der Regel Antworten und Fragen zu hören.

Reportage

Reporter:innen berichten direkt vom Ort des Geschehens, oft sogar live. Die Zuhörer:innen erleben das, was im Fußballstadion, bei einer Großveranstaltung, einem Unfall oder auf einem Gemüsemarkt passiert, hautnah mit – als wären sie selbst dabei. Die Reporter:innen nehmen Atmosphären, O-Töne und Geräusche auf. Erklärungen und Beschreibungen der Reporter:in verbinden die einzelnen Teile.

Feature

Der englische Begriff „Feature Film“ bedeutet auf Deutsch „Spielfilm“. Ein Radio-Feature oder Hörbild macht ein Thema sinnlich erfahrbar. Feature-Autor:innen sind nicht nur Berichterstatter:innen und Reporter:innen. Sie erzählen Geschichten, sie gestalten einen akustischen Kinofilm. Ein Radio-Feature gleicht einem Hörspiel – mit dem wesentlichen Unterschied, dass das Feature keinen fiktiven Sachverhalt behandelt, sondern ausschließlich auf Fakten basiert.  Anders als eine Reportage oder ein Bericht darf ein Feature aber die subjektive Sicht der Autor:innen widerspiegeln.

Text, Literatur-Zitate, historische Aufnahmen, Theater-Szenen, Musik, O-Töne, Geräusche, bei einem Feature ist alles erlaubt. Manche Features sind reine O-Ton-Collagen und kommen ganz ohne Text aus.

Hörspiel

Ein Hörspiel ist eine Art Theaterstück im Radio. Meistens wird es von mehreren Sprecher:innen gelesen. Geräusche, Musik und Atmos machen die erzählte Geschichte lebendiger.

Diskussion

Für eine Diskussion eignet sich ein umstrittenes Thema. Eingeladen werden Menschen mit unterschiedlichen Standpunkten, zum Beispiel Expert:innen, Politiker:innen oder Betroffene. Meistens wird die Diskussion im Studio aufgezeichnet, häufig auch live gesendet.

Magazin-Sendung

Eine Magazin-Sendung besteht aus verschiedenen kürzeren Beiträgen: Reportagen, Interviews, O-Ton-Berichte, etc. Die einzelnen Teile der Magazin-Sendung werden durch Musik und/oder Moderation miteinander verbunden.

Gestaltungselemente

Ein Podcast kann aus vielen verschiedenen Bausteinen bestehen. Jeder dieser Bausteine liefert eine andere Art der Information. Texte und Zitate geben Sachauskünfte, Umfragen und O-Töne machen Meinungen hörbar. Musik und Atmos erzeugen Stimmungen. Je mehr Bausteine ihr verwendet, desto bunter wird eure Sendung.

O-Ton

O-Ton oder OT ist die Kurzform für „Original-Ton“. Darunter versteht man eine „originale“ Wortaufnahme, meist einen Ausschnitt aus einem Interview oder Statement. Ein O-Ton vermittelt Fakten und Stimmung.

Text

Der Text ist die Basis der meisten Podcasts. Er erklärt Zusammenhänge und ist oft die Brücke zwischen den einzelnen Elementen. Der Text wird von einer/einem oder mehreren Sprecher:innen gelesen.

Atmo

„Atmo“ ist die Abkürzung für „Atmosphäre“, die Geräuschkulisse am Aufnahmeort, die Summe aller Umgebungsgeräusche. Sie vermittelt dem/der HörerIn ein lebendiges Bild vom Ort des Geschehens. So könnte sich die Atmo einer Schulstunde anhören: Die Lehrer:in spricht, einige Schüler:innen flüstern, Sessel werden gerückt, man hört Schreibgeräusche, Papierrascheln usw.

Geräusche

Geräusche sind die Einzelteile einer Atmo. Anders als bei der Atmosphäre lässt sich die Herkunft eines Geräusches eindeutig bestimmen. Beispiele: Ein tropfender Wasserhahn oder eine knarrende Tür.

Zitat

Zitate stammen aus Büchern, Zeitungsartikeln oder Dokumenten. Da man im Radio keine Anführungszeichen hören kann, sind eindeutige sprachliche Hinweise auf ein folgendes Zitat notwendig. Beispiel: „Die Biologin Sabrina Meier schrieb dazu...". Oft ist es sinnvoll, dass Zitate von anderen Sprecher:innen gelesen werden, als der restliche Text. Somit wird verdeutlicht, dass das Zitat nicht von der/dem Moderator:in, sondern von einer externen Person stammt. 

Moderation

Der/die Moderator:in begleitet die Hörer:innen durch die Sendung. Moderationen sind im Gegensatz zum Text frei gesprochene Passagen, oder zumindest sollten sie so klingen. Beispiele für Moderationen können folgende sein: Begrüssung der Hörer:innen, Überleitung von einem Sendungsteil zum nächsten, Ausblick auf den Rest der Sendung. 

Umfrage

Bei einer Umfrage werden einer Vielzahl von Menschen eine oder mehrere Fragen gestellt. Für eine Umfrage eignet sich zum Beispiel die Fußgängerzone in der Innenstadt, eine Schule oder eine Veranstaltung. Ziel ist, das Wissen und die Meinung von "Otto Normalverbraucher" und "Martha Musterfrau" einzufangen.

Musik

Musik kann Stimmungen unterstreichen oder den Hörer:innen eine kleine Pause gönnen. Sie eignet sich auch, um zwei Teile innerhalb einer Sendung voneinander zu trennen. Es gibt auch reine Musik-Sendungen, die zum Beispiel einen Komponisten oder eine Musikerin vorstellen.

Jingle und Signation

Ein Jingle dauert nur wenige Sekunden und dient meist als Erkennungsmelodie. Beispiel: „Radio XY – dein Hitlieferant.“ Jingles werden auch häufig in Werbespots verwendet, damit sich die Menschen ein Produkt oder ein Unternehmen merken.
Die Signation ist eine Art Jingle für eine Sendereihe. Meist besteht sie aus einer Melodie und dem Titel der Sendereihe und der aktuellen Sendung.


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