20. April 2021

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Visualisierungen wirksam in Lehre und Unterricht einsetzen

Visualisierungen wirksam in Lehre und Unterricht einsetzen

Das Betrachten, Verwenden und Erstellen von Bildern ist uns vertraut und begleitet uns im privaten wie auch beruflichen Alltag. Ob wir Fotos, Grafiken oder Illustrationen (sogenannte realistische Bilder) in einer PowerPoint-Präsentation einsetzen, Emojis (Analogiebilder) in Textnachrichten einfügen oder Mindmaps und Diagramme (logische Bilder) erstellen, alle diese Bilder habe eines gemeinsam: Sie transportieren eine Botschaft, die im Idealfall schnell und einfach erfassbar ist.

Wenn wir Bilder im beruflichen Kontext einsetzen, sprechen wir häufig auch von Visualisierungen. Darunter verstehen wir gegenwärtig aber nicht nur statische Bilder (wie Fotos und Grafiken), sondern auch dynamische Medien (wie Filme und Animationen) oder interaktive Elemente (z.B. eine Infografik mit Verknüpfungen zu anderen Medien und Inhalten). Einer Visualisierung kommt die Funktion zu, die Aufmerksamkeit zu lenken, Text und Sprache zu unterstützen und komplexe Inhalte fassbarer zu machen.

Visualisierungen sind besonders in Lehre und Unterricht präsent, deshalb folgen hier einige Gedanken zur Auswahl visueller Inhalte, zu Vorteilen von Visualisierungen und zum Lehren und Lernen mit (statischen und bewegten) Bildern.

Was spricht uns an?

Was gefällt und was weniger ist Geschmackssache. Das fängt an bei einfachen Details wie Form- und Farbgebung und geht hin bis zu grundsätzlichen Fragen bezüglich Bildsprache und -aufbau. Design und Bildgestaltung sind stark modischen Einflüssen unterworfen. So wechseln Farb- und Gestaltungstrends regelmässig ab. Entscheidend ist – vor allem im Bildungsbereich – dass eine Visualisierung auffällt, mit Text oder Sprache korrespondiert und vom Zielpublikum verstanden wird.

Es gibt einige einfache Prinzipien, die auf der Wahrnehmungspsychologie und unserem Sehvermögen basieren (siehe Beiträge zu Layoutgrundlagen). So sind Farbwahl und Anordnung der Objekte wichtig, wenn wir die Aufmerksamkeit der Rezipientinnen und Rezipienten wecken wollen. Geht es ums Verstehen, müssen wir den kulturellen Hintergrund, die erlernten Interpretationen der Bildsprache und natürlich die damit verbundene Erfahrung von unserem Zielpublikum kennen.

Alle diese Faktoren sind wichtig, wenn es um das Nutzen oder Herstellen von Visualisierungen geht. Im Grunde reden wir hier von einer Visualisierungskompetenz, die für Lehrende beim Einsatz von visuellen Inhalten in Lehr- und Lernkontexten wichtig ist.

Wie finde ich einen geeigneten Blickfang?

Eine gute und schöne Visualisierung zu finden, die zudem lizenzfrei, in guter Auflösung und passendem Dateiformat vorliegt, ist fast ein Ding der Unmöglichkeit. Insbesondere die Suche nach einem geeigneten Bild braucht viel Zeit. Dass man sogar bewegte Bilder oder Animationen findet, die passend sind, ist sehr selten.

Es gibt einige Plattformen, die lizenzfreie Fotos und Icons zur Verfügung stellen. Erfahrungsgemäss findet man aber auch dort selten auf Anhieb das Passende; mal stimmt die Aussage eines Bildes, aber der Stil stimmt nicht oder umgekehrt. Statt nach Bildern zu suchen, kann es deshalb einfacher sein, sie selbst zu knipsen oder zu skizzieren. Ich ermuntere jeden, den Stift in die Hand zu nehmen und einfache Scribbles zu kreieren (das sind rasch erstellte Skizzen, die nicht perfekt sein müssen und beispielsweise auch digital auf einem Tablet erstellt werden können). Mit Animationstechniken wie Legetrick können diese auch animiert werden. Auch ein „live“ gezeichnetes Scribble kann effektvoll sein.

Eine Visualisierungen zu finden braucht viel Zeit

Vorteile einer guten Visualisierung

Eine Visualisierung vermag nicht einen Text zu ersetzten, sondern sie ergänzt und unterstützt ihn. Aber eine Visualisierung kann sichtbar machen, was sprachlich oder schriftlich nur schwer zu erklären ist. Vor allem vielschichtige Zusammenhänge, Zahlen und abstrakte Daten sind als Visualisierungen oft einfacher zu erfassen und bringen mehr Klarheit. Häufig ist an dem etwas in die Jahre gekommenen Spruch „Ein Bild sagt mehr als tausend Worte“ doch etwas Wahres dran.

Zudem kann eine Visualisierung mehrere Zusammenhänge gleichzeitig und auf verschiedenen Ebenen darstellen. Im Gegensatz zu einem Text, bei dem die Abfolge der einzelnen Sinneinheiten oder Informationen vorgegeben ist, können Betrachterinnen und Betrachter mit ihrem eigenen Vorverständnis an eine Visualisierung herangehen und sie individuell „lesen“. Ein weiterer Vorteil von Visualisierungen ist, dass komplexe Sachverhalte so veranschaulicht werden können, dass eine gemeinsame Basis für Diskussionen gelegt werden kann. So kann eine Visualisierung zugleich Ausgangspunkt als auch Anlass für eine weiterführende Auseinandersetzung mit einem Thema sein.

Das Sichtbarmachen und Übersetzen von komplexen, schwer verständlichen Formulierungen in ein visuelles Medium erleichtert nicht nur das Verstehen, sondern auch die Erinnerung und Wiedergabe. Mit diesem Gedanken sind wir bei der Frage angelangt, wie Bilder das Lernen positiv beeinflussen können.

Eine selbst hergestellte Visualisierung kann den Lernprozess unterstützen

Lernen mit Visualisierungen

Eine Visualisierung kann verschiedene Effekte auf das Lernen haben. Zunächst kann sie als Blickfang dienen und so die Aufmerksamkeit der Lernenden wecken. Eine Visualisierung kann sodann beim Austausch über ein Thema helfen, eine gemeinsame Sprache zu sprechen. In meinem Arbeitsgebiet erkläre ich den Begriff „frames per second“ beispielsweise immer mit einer kleinen Animation, weil eine rein sprachliche Erklärung zu abstrakt ist.

Ferner kann mittels einer Visualisierung die Reflexion im Lernprozess gefördert und so die Lernwirksamkeit verstärkt werden. Zudem können Visualisierungen helfen, Informationen miteinander zu verknüpfen und diese so besser ins Langzeitgedächtnis aufzunehmen.

Bis anhin haben wir das Thema Visualisierung vor allem aus der Lehrperspektive beleuchtet. Was, wenn Lernende Visualisierungen selbst herstellen? Lernende sind es sich gewohnt, Gedanken im Rahmen von Zusammenfassungen oder Notizen visuell zu verarbeiten. Wird die Visualisierung von den Lernenden selbst hergestellt, kann dies nicht nur das Verstehen und somit den Lernprozess unterstützen, sondern auch neue Ideen und Impulse hervorbringen.

Einfach selber machen und gleich loslegen

Das Skizzieren mit Tablet und Stift ist oftmals einfacher und komfortabler als mit Bleistift und Papier. Die Vorteile einer Skizzier-App wie zum Beispiel der kostenlosen App AutoDesk Sketchbook sind die Rückgängigmachen- und Wiederherstellungsfunktionen, die Möglichkeit des Arbeitens mit Textwerkzeugen und Musterfüllungen sowie die Verwendung mehrerer Ebenen (ich koloriere stets auf einer separaten Ebene, so kann ich diese immer wieder löschen oder abändern). Wer gerne dynamische Visualisierungen ausprobieren möchte, kann auf folgenden Seiten praktische Tipps und Tricks zu Stopmotion und Lehr-Lernfilmen erhalten. Um einfache digitale Animationen zu erstellen, eignet sich das Programm PowerPoint.

Für mehr Inspiration und Hintergrundinformationen zur Erstellung von Bildern sind auf digileb.ideencloud.ch folgende Seiten zu finden: Visualisierung, Plakate gestalten, Bild-Design, Fotografieren, Fotos bearbeiten und Vektorgrafik.

Wer Fragen hat, eine Beratung möchte, Interesse an Austausch und/oder Anregungen zum Thema hat, kann mich gerne kontaktieren (Andrea Pfander, andrea.pfander@phbern.ch) oder einen Blog-Kommentar hinterlassen. Natürlich ist auch das gesamte DigiLeB-Team Ansprechpartner (digileb@phbern.ch) oder konkret der Bereich Mediengestaltung und -produktion (medienwerkstatt@phbern.ch).

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