Eine gute Planung und ein durchdachtes Konzept ist das "A und O" eines Filmprojekts. Damit am Drehtag die Filmarbeiten gelingen, findest du hier Tipps und Empfehlungen zu Film und Video. 

1. Erarbeiten eines Konzepts

Dass Medienprojekte allgemein gelingen, sollten die einzelnen Phasen der Produktion durchdacht und vorbereitet werden. So kann ein bedeutungsvolles und sinnfälliges Ergebnis entstehen. Ein Konzept zu erarbeiten ist daher sinnvoll. In einem Konzept geklärt werden sollten folgende Punkte:

  • Ziel: Vorab solltest du das Ziel deines Projektes formulieren (z.B. Video-Material für die Unterrichtsanalyse erstellen)
  • Zweck: Definiere, was der Zweck deines Projektes ist (z.B. Unterrichtsanalyse innerhalb der Ausbildung)
  • Nutzung: Definiere die Nutzung deines Projektes (z.B. Geschlossene Gruppe von Studierenden)
  • ZielpublikumLege fest, auf wen du das Projekt ausgerichtet ist (z.B. Studierende und Dozierende für eine Lehrveranstaltung der PHBern)
  • Inhalt: Beschreibe den Inhalt des Projektes (z.B. Sichtweise oder Standpunkt der Autor:innen einbringen)
  • Umsetzungsform: Überlege dir, wie du dein Projekt umsetzen möchtest (z.B. als Spielfilm, Dokumentation, Musik-clip, Werbefilm, etc.)
  • Dauer: Überlege dir, wie lange die Spiellänge deines Projektes ist und lege diese fest (z.B. ungefähre Dauer des Endproduktes)

Hier findest du weitere Informationen zu Leitfragen und Workflow.

2. Drehbuch

Ein Drehbuch ist die Grundlage von jedem Film. Es beschreibt die Handlung, enthält die Dialoge und den dramaturgischen Spannungsbogen einer Geschichte sowie Orts- und Zeitangaben.

Die Geschichte/Das Thema wird in einzelne Szenen aufgelöst. Der geografische Raum und der Zeitrahmen werden festgelegt. Beim Drehbuch ist es wichtig, dass auf das Wesentliche reduziert wird!

Weitere Informationen zu Storytelling findest du hier.

3. Storyboard

Ein Storyboard schließt die Lücke zwischen dem Drehbuch und deren bildlichen Umsetzung (Dreharbeiten).

Die Angaben im Storyboard sind vor allem für Schauspieler:innen und Techniker:innen als Orientierung wichtig.

Aufgaben eines Storyboards:

  • Auflösen des Drehbuchs oder der Drehvorlage in einzelne Einstellungen.
    Auflösung der Szenen in einzelne Kameratakes.
  • Erstellen von Bild-Panels. Diese sind abhängig von der Aufgabenstellung und Komplexität. Sie beinhalten die Beschreibung der Kameraeinstellung, der Kamerabewegung und dem Sound. Möglicherweise beinhalten sie auch die Beschreibung der Handlung, soweit diese nicht zu visualisieren ist. Ein neues Panel (Einzelbild) bedeutet immer eine neue Einstellung.
  • Alle Bilder sind nummeriert. Beim Spielfilm oder TV-Spot sinnvollerweise identisch zum Drehplan und der Shotlist (Beispiel: Szene 3, Bild 2, wird als S3-2 im Storyboard aufgeführt).

Hier findest du weitere Informationen zum Storyboard.

4. Drehplan

Der Drehplan enthält eine Liste von Soll-Szenen, Sekundär-Szenen, Orientierungs-Szenen in Zeit und Raum und Füll-Szenen. Weiter enthalten ist das benötigte Dekor und die anwesenden Schauspieler:innen. Der Drehplan ist geordnet nach Wochentagen und ist aufgegliedert auf die zur Verfügung stehende Drehzeit.

5. Womit kann ich ein Video aufnehmen?

1. Smartphone
  • Vorteil: Die Bildqualität von neuen Phones ist sehr gut.
  • Nachteil: Audio-Qualität ist ab 1m Abstand unbefriedigend. Speicherplatz (bei langen Aufnahmen ist ev. zu wenig Speicher vorhanden.) Akkulaufzeit: Bei langen Aufnahmen kann die Batterielaufzeit kritisch werden.
2. Systemkamera
  • Vorteil: Die Bildqualität ist sehr hoch (Zoommöglichkeit, wenn entsprechendes Objektiv vorhanden ist und Blendeneinstellung für ein stimmiges Bilddesign.)
  • Nachteil: Die vielen manuellen Einstellungen sind nicht intuitiv. Audioqualität ist meist mangelhaft - ein zusätzliches Mikrofon ist ein muss. 
3. Camcorder
  • Vorteil: Der Camcorder der PHBern-Ausleihe hat einen internen Speicher von über 3std und kann direkt am Netz betrieben werden (Akkulaufzeit wird so überflüssig). Das interne Mikrofon ist gut - ein externes kann jedoch ohne weiteres angeschlossen werden. Sehr intuitiv zu bedienen.
  • Nachteil: Weil Camcorder nicht mehr produziert werden, sind die vorhandenen älteren Datums, d.h. die Bildqualität ist ok - (Smartphone & Systemkamera deutlich besser) 

6. Vorbereitung der Dreharbeiten

  • Drehtermin abmachen (Stundenablauf klären, evtl. Störungen der Dreharbeiten vorbeugen / Tageszeit berücksichtigen).
  • Umgebung informieren (z.B. Schule, bei der Schulleitung eine Dreherlaubnis einholen).
  • Eltern gefilmter Schüler:innen über Sinn und Zweck des Films und der Nutzung der Videodaten informieren (geschlossener Publikumskreis, Filmwettbewerb, Internetplattform, YouTube). Ausserdem ist auch eine Einverständniserklärung einzuholen (schriftlich und mit Unterschrift). Dies gilt sowohl bei mündigen, als auch bei minderjährigen Personen.
  • Drehort rekognoszieren. Dabei geht es um Licht, Beleuchtung, Fenster, Lärm, Strom, Steckdosen, Tisch- und Stuhlordnung. Auch technische Einrichtungen können rekognosziert werden, wie beispielsweise die Wandtafel, der Beamer, der Overhead-Projector, der Sound, etc..
  • Ausrüstung organisieren und reservieren (Schule, Geräteverleih LabSpace, privates Material, gewerbliches Material).
  • Ausrüstung vorbereiten und Video- und Tonausrüstung ausprobieren. Wichtig ist, dass du Akkus und Batterien überprüfst, Reservematerial dabei hast und das Material vollständig ist. Auch Stecker und Kabel der Geräte sollten dabei sein. Ebenfalls wichtig ist das Stativ und das Script, damit der Dreh gelingt.
  • Storyboard studieren (Liste der zu filmenden Szenen und Inhalte).
  • Der Drehplan kann laufend überarbeitet und angepasst werden.

7. Dreharbeiten

  • Für die Dreharbeiten ist es zentral, die vorhandenen Lichtverhältnisse zu nutzen. So können Storen und Fensterläden offen gelassen werden. Lampen In einem Schulzimmer sollten immer eingeschaltet sein und es ist keine Zusatzbeleuchtung nötig.
  • Fenster und Türen solltest du wenn möglich schliessen. Bei störendem Lärm solltest du nicht filmen. Dies beinhaltet Geräusche von Fahr- und Flugzeugen, Eisenbahn, Tram, Stimmen und Schritten, Kopiergeräten, Computern und Neonröhren.
  • Starte die Aufnahme möglichst ein paar Sekunden vor dem eigentlich wichtigen Bild lasse sie nach dem Szenen-Ende einige Sekunden weiter laufen. Das ist für Bild- und Tonübergänge wichtig beim Schneiden.
  • Klare Anweisungen geben für Kamera, Ton und Schauspieler:innen.
  • Keine Positionsverschiebungen des Kamerastandortes beim Filmen wichtiger Inhalte.
  • Möglichst wenige Kamerafahrten, -zooms oder -schwenks beim Filmen wichtiger Inhalte oder während Szenen mit sprechenden Personen.
  • Gegenlichtaufnahmen vermeiden, ausser es ist ein stilistisches Mittel. Es gibt sonst schwarze Silhouetten vor Fenstern oder Lichtquellen.
  • Wenn Gegenlichtaufnahmen unvermeidbar sind, dann kannst du mit der manuellen Blende einen Wert einstellen und diesen fixieren. So, dass die Details der Personen erkennbar sind (Gesicht, Hände oder Haut).
  • Möglichst den Moment antizipieren, in dem die beteiligten Personen zu einer Aussage oder Bewegung ansetzen. Folge dem Inhalt der Kommunikation!
  • Achte darauf, dass du das Spiel der Schauspieler:innen nicht störst und keinen Techniklärm veranstaltest. Die Schüler:innen sollten nicht abgelenkt sein und in den Unterricht sollte nicht eingegriffen werden. Führe keine Gespräche mit anwesenden Personen, Vorgaben respektieren und den essenziellen Inhalt filmen. Du solltest diskret filmen. 
  • Mit aufgesetztem Kopfhörer arbeiten um die Qualität des definitiven Tonsignals auf der Kamera kontrollieren zu können.

8. Recording-Tipps

  • Stativ benutzen
    Moderne Stative sind aus Leichtmetall und deshalb sehr leicht und handlich. Stative bringen Stabilität ins Bild und helfen dabei, dass das Bild nicht verwackelt. Sollten diese keine Option sein, empfiehlt es sich, die Arme irgendwo aufzustützen, sich anzulehnen oder den Camcorder auf eine feste Unterlage zu stellen.
  • Kein unnötiges Zoomen
    Dauerndes Zoomen ist für den Betrachter noch unangenehmer als verwackelte Aufnahmen. Überleg dir vor der Aufnahme eine passende Einstellungsgrösse und stelle diese ein. Lass diese während der Aufnahme unverändert.
  • Langsame Schwenks mit Stopp an Anfang & Ende 
    Den Schwenk langsam aus dem Stillstand starten und am Ende möglichst sanft anhalten. Schnitte sollten nur vor oder nach dem Schwenkvorgang gemacht werden. Deshalb immer vor und nach dem Schwenk je einige Sekunden Stillstand aufnehmen.
  • Szene in verschiedenen Aufnahmegrössen aufnehmen
    Lässt sich eine Handlung sinnvoll unterbrechen, kannst du aus verschiedenen Blickwinkeln und mit deutlich wechselnden Einstellungsgrössen filmen. Wenn eine Szene nur in einer Einstellungsgrösse gefilmt wird, kann beim Schnitt nichts herausgeschnitten werden, ohne unschöne Bildsprünge zu erzeugen.
    Die Empfehlung des Schweizer Fernsehen dazu:

50% Nahaufnahme (Gesicht-Schulter)
25% Halbtotale (Kopf-Hüfte)
25% Totale

  • Perspektive
    Personen möglichst auf Augenhöhe filmen. Die Froschperspektive lässt Personen grösser, die Vogelperspektive hingegen kleiner erscheinen.
  • Orientierung für den Betrachter
    Gib dem Betrachter die Möglichkeit zur Orientierung. Das einfachste ist, zu Beginn einer Szene eine Totale zu drehen, damit der Betrachter sich zurechtfinden kann.
  • Zwischenschnitte und Zusatzmaterial 
    Zum nachträglichen Einfügen beim Schnitt, empfiehlt es sich in allen Aufnahmesituationen einige Takes von neutralen Motiven aus der Umgebung zu machen. Gut geeignet sind "normale" Nahaufnahmen, aber auch extreme Nahaufnahmen.
     
  • Fahraufnahmen und subjektive Kamera
    Habe Mut zum Ausprobieren. Du kannst ruhig auch mit einem fahrenden Fahrzeug durch die Szene fahren und diese filmen. Subjektive Kamera nennt man es, wenn die Kamera sich so wie ein Darsteller bewegt und aus seiner Sicht filmt.
  • Hintergrundton (Musik oder Geräusche) 
    Beispiel Hochzeitsszene: 

    Vor der Ringübergabe wird ein Orgelstück gespielt. Dies ist eine gute Möglichkeit, einzelne Aufnahmen einzubauen. Als unschöner Effekt erscheint im fertigen Video das Orgelspiel völlig zerhackt, weil während dem Standortwechsel jeweils die Aufnahme unterbrochen wurde.
    Abhilfe: Den Camcorder während dem ganzen Orgelspiel auf Record lassen, auch während dem Wechsel des Standorts oder der Änderung der Brennweite der Linse. Beim Schnitt können die unbrauchbaren Bilder ersetzt werden und das Audio bleibt unversehrt.
  • Hochwertige Audio-Aufnahmen
    Falls der Originalton bei den Aufnahmen eine wichtige Rolle spielt:
    Nach Möglichkeit kannst du ein externes Mikrofon verwenden und dieses möglichst nahe an die Schallquelle halten. Beachte dabei, dass du immer mit Kopfhörer arbeitest – nur so hat man eine Aufnahmekontrolle.

9.Videoformate

Es gibt zahlreiche Videoformate. Die gängigsten Formate sind folgende:
  • MPEG 4 (Moving Pictures Experts Group) *.mp4
    MPEG-4-Filme sind ohne erkennbaren Qualitätsverlust komprimiert – also sehr kleine Dateien bei sehr guter Auflösung. 
  • MOV (Movie) *.mov
    Die Videodateien des MOV-Typs basieren auf dem Quicktime-Standard von Apple. Die Quicktime-Filme sind weitgehend mit  MPEG-4-Filmen zu vergleichen: gute Filmqualität bei wenig Platzbedarf, allerdings höherer Anforderungen an die Leistung des Rechners. 
  • AVI (Audio Video Interleaved) *.avi
    Ein von Microsoft 1992 entwickeltes Videoformat und nicht und kann nicht von allen Geräten abspielen werden. Zahlreiche Einschränkungen, wie etwa die fehlende Möglichkeit des direkten Streamings, verhindern jedoch, dass das Format bei Profis eine Rolle spielt.
  • WMV (Windows Media Video) *.wmv
    WMV wird hauptsächlich unter Windows verwendet und können nicht von allen Geräten abspielen werden. WMV-Dateien können mit dem Windows Media Player oder dem VLC Media Player wiedergeben werden. Das Konkurrenzformat ist MP4, das Videos noch stärker komprimiert.
  • FLV (Abkürzung für Flash Video) *.flv *.swf
    Wird für die Wiedergabe von Videos, Animationen (ActionScript) im Internet verwendet. Früher war der Adobe Flash Player als Plugin weit verbreitet, um Flash-Videos auf Webseiten anzuzeigen. Heutzutage nutzen moderne Webbrowser HTML5 für die Wiedergabe von Videos.
  • WebM
    WebM wurde entwickelt, um das Streaming von Videos im Internet auf nahezu allen Geräten zu ermöglichen, einschließlich Desktops, Tablets, Smartphones und Smart-TVs. WebM bietet eine kostenlose und offene Alternative zu anderen Videoformaten und ist eine wichtige Komponente für die moderne Webentwicklung
  • MPEG 1 und 2 (Moving Pictures Experts Group) *.mpg
    MPEG 2 wird Hauptsächlich als Standard für digitales Fernsehen verwendet. MPEG 1 ist in der Qualität vergleichbar mit VHS. 
  • RM (Real Media) *.rm
    Wird vor allem für Streaming-Audio- und Videoinhalte angewendet.
    Die Qualität von RealVideo-Dateien ist im Allgemeinen bei hohen Komprimierungen vergleichsweise gut, ältere Versionen sind bei geringen Komprimierungen im Vergleich mit zum Beispiel MPEG schlecht. Neuere Versionen sind von der Qualität jedoch vergleichbar mit MPEG-4-Videocodecs. Mögliche andere Dateiendung .rv, .ram, .rm, oder .rmvb.

* Filme nicht was du siehst, sondern sieh was du filmst *


à propos:
>