Die historische Entwicklung der Animation bewährt sich als Einleitung in die Welt der Trickfilme. Um bewegte Bilder zu erzeugen, ist das Verständnis der Animationsgrundlagen wichtig. Für die Wahl der Animations-Art sind hier einige Arten zur Inspiration aufgeführt.

1. Was bedeutet Animation?

Animation bedeutet "beseelen" oder "zum Leben erwecken" (vom Lateinischen animus "Geist" oder „Seele“). In Animationen können sich Gegenstände nicht nur bewegen, sondern sie können auch mit Charakter und Emotionen versehen werden.  

2. Wie entstehen Animationen?

Eine Animation ersteht durch das schnelle Abspielen von Einzelbildern. Diese Einzelbilder können Fotografien, Zeichnungen oder im Computer generierte Aufnahmen sein. In einer Software werden die hergestellten Einzelbilder zu einer Videosequenz gerechnet.

3. Wo werden Animation verwendet?

Animationen werden für Trickfilm, Werbung, Internet, bewegte Visualisierung in der Wissenschaft,  Architektur, Design und Lehre eingesetzt. Also unter anderem dort, wo der Realfilm die Handlung nicht darzustellen vermag.

4. Historische Übersicht und erste Erfahrungen mit bewegten Bildern

Um im Unterricht den Trick hinter dem Trickfilm zu erklären, sind Daumenkino, Thaumatrop oder Zoetrop gute Beispiele. Sie können zudem von den Schülerinnen und Schülern selbst hergestellt werden.

4a. Daumenkino (ab 1600)

Das Daumenkino ist ein Büchlein, das auf jeder ungeraden Seite ein Phasenbild hat. Durch das schnelle Durchblättern mit dem Daumen entsteht die Illusion einer Bewegung.

4b. Thaumatrop (ab 1825)

Das Thaumatrop ist eine Scheibe mit zwei Fäden. Die Scheibe ist aus festem Papier oder Karton. Durch das Verdrehen der Fäden wird die Scheibe in Rotation versetzt. Im Auge des Betrachters verschmelzen die Bilder auf den beiden Seiten der rotierenden Scheibe zu einem Bild: Eine optische Täuschung entsteht.

4c. Phenakistiskop (ab 1830)

Auf einer drehbaren Scheibe, vergleichbar mit einer Schallplatte, sind Zeichnungen von Bewegungsphasen kreisförmig angeordnet. Zwischen den Zeichnungen sind Schlitze. Der Betrachter stellt sich vor einen Spiegel, blickt durch die Schlitze der Scheibe und dreht die Scheibe. Die einzelnen Bewegungsphasen verschmelzen zu einer Bewegung. 

Laufende Ratten auf einer Fantascope-Scheibe von Thomas Mann Baynes, 1833
Quelle: Wikimedia Commons, freies Medienarchiv

4d. Das Zoetrop (ab 1834)

Das Zoetrop besteht aus einer dunklen, oben offenen drehbaren Trommel. Am Rand sind in regelmässigen Abständen Schlitze. An der Innenwand der Trommel sind Zeichnungen einer Bewegungsphase. Der Betrachter dreht die Trommel und blickt durch die Schlitze auf die Phasenbilder. Auch hier verschmelzen die einzelnen Bewegungsphasen und erzeugen den Schein einer Bewegung.

4e. Weitere Entwicklungen

Die Erfindungen Praxinoskop (1877), Zoopraxiskop (1879), Elektrotachyskop (1886) und Kinetoskop (1891) führten schliesslich zum Film.

5. Bilder pro Sekunde (fps)

5a. Menschliche Wahrnehmung

Bewegungen sind eine Abfolge von Bildern. Durch die kurzen Zeitabstände zwischen den Bildern entsteht dann die Illusion einer Bewegung. Die Bilder pro Sekunde werden mit "frames per second (fps)" beschrieben. Um eine flüssige Bewegung zu erzeugen genügen etwa 16-18 Bilder pro Sekunde, sofern dich die einzelnen Bilder nicht zu stark voneinander unterscheiden.

5b. Bilder pro Sekunde

Die Illusion einer Bewegung entsteht beim Abspielen der Einzelbilder. Beim Realfilm entsteht das Phänomen mit 24 (oder 25) Bildern pro Sekunde, wobei das menschliche Auge träge ist und schon wenige Bildern pro Sekunde reichen für die Illusion einer Bewegung. Zum Beispiel reichen für einfache Animationen 6 fps oder 12 fps. Eine flüssige Animation entsteht, wenn viele Bilder pro Sekunde abgespielt werden. Dies ist aber auch eine Budget- oder Zeitfrage. Für den Unterricht und für Anfänger sind 6 fps ausreichend.

5c. Was heisst das nun?

Ein Beispiel: Die Animation wird mit 6 fps erstellt. Der Gegenstand, der vorab bewegt wurde, soll drei Sekunden stehen bleiben. Jetzt müssen 18 identische Einzelbilder erstellt werden, damit das Objekt an Ort und Stelle bleibt.
Damit sich ein Objekt langsam bewegt, braucht es viele Einzelbilder mit geringer Distanz dazwischen.

Soll sich ein Objekt schnell bewegen, braucht es nur wenige Einzelbilder mit grösserem Abstand dazwischen.

Weiterführende Informationen
Arbeiten zum Thema: Trickfilm im Unterricht 
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6. Arten der Animation

6a. Stopptrick (Stopmotion) - Objektanimation

Bei der Stop-Motion-Technik werden Gegenstände, Personen oder andere Dinge animiert. Die Objekte werden in jedem einzelnen Bild nur geringfügig verändert. Unterkategorien von Stop-Motion sind:

A) Legofilm (Brickfilm)

Die Kulisse und/oder Figuren sind aus Legosteinen zusammengesetzt.

B) Pixliation

Schauspieler werden in Einzelbildern abfotografiert, als wären sie Objekte. Dies beispielsweise hüpfend – in der Luft. So entsteht die Illusion vom „fliegenden“ Schauspieler.

C) Knetfigurenfilm (Claymotion)

Die Figuren/Objekte sind aus Knete (Plastilin). So kann sich die Figur/das Objekt bei jedem Bild einfach verändern. Diese Art der Animation ist anspruchsvoll und wird vor allem im Profibereich benutzt. Wallace & Gromit, Shaun the Sheep und Pingu sind Beispiele für Claymotion.

D) Puppentrickfilme

Ein Puppentrickfilm ist nicht ein Marionetten- oder Handpuppenfilm, sondern ein Realfilm. Unter Puppentrick versteht man Figuren, die im Inneren über ein Drahtskelett verfügen, das bewegt werden kann.

6b. 2D-Animation

Bei der 2D-Animation werden, wie bei der Stop-Motion-Technik, die Objekte in jedem einzelnen Bild nur geringfügig verändert. Der Unterschied ist die Kameraposition. Bei der 2D-Animation wird von oben aufgenommen, die gefilmten Gegenstände sind also zweidimensional. Beim klassischen Stop-Motion wird im Raum aufgenommen, was eine Tiefenschärfe und ein räumliches Bild entstehen lässt.

Unterkategorien der 2D-Animation sind:

A) Legetrick

Der Legetrick wird auch "Flachfigurenfilm" genannt. Es handelt es sich dabei um ausgeschnittene Formen, die meistens aus Papier sind. Körperteile können wie bei einem Hampelmann einzeln bewegt werden. Die einzelnen Teile werden unter der Kamera zurechtgelegt und Bild für Bild bewegt.

Ein klassisches Beispiel ist der mittlere Teil des Intros von Monty Python.

B) Zeichentrick

Das Ausgangsmaterial sind viele Zeichnungen, die sich Bild für Bild voneinander unterscheiden und in der richtigen Reihenfolge abfotografiert oder eingescannt und schlussendlich abgespielt werden. Es kann nicht nur mit Bleistift oder Fineliner auf Papier gezeichnet werden, sondern jede zeichnerische oder malerische Technik ist möglich. In der einfachsten Version ist es ein Strichmännchen in der ausführlichsten Version ist es Ölmalerei. 

C) Collagefilm

Beliebige Materialien werden unter der Kamera zu bewegten Bildern zusammengesetzt. Somit entsteht eine Collage, dessen Einzelteile ebenfalls bewegt werden können.

D) Sand auf Glas-Animation

Auf einen Leuchttisch wird Sand gestreut. Weil das Licht von unten kommt, erscheint der Sand im Bild schwarz. Mit der Hand oder mit Werkzeugen wird der Sand Bild für Bild bewegt.

E) Öl auf Glas-Animation

Ähnlich der Sand auf Glas Animation wird auch hier auf einem Leuchttisch gearbeitet. Mit Ölfarbe wird direkt auf das Glas gemalt. Die Farbe bleibt lange weich, kann weggewischt, übermalt und mit Werkzeugen bearbeitet werden. 

6c. Computeranimation

Das Feld der Computeranimation ist riesig. Hier soll nur eine fragmentarische Auswahl an Informationen eine kleine Übersicht geben:

Es gibt mehrere Techniken, die zur Computeranimation zählen. Ein Beispiel ist Keyframe-Animation: Eine Software rechnet zwischen zwei "Schlüsselbildern" die Bewegung, also die fehlenden Bilder. Weiter gibt es die 3D-Animation, die z.B mit "Motion Capture" eine Bewegungen mittels "Tracking" erfasst und sich später im Computer auf generierte 3D-Modelle übertragen lässt. Ein weiterer grosser Bereich sind die visuellen Effekte. Hierbei verschmilzt Realfilm und Animation. Eine klare Trennung zwischen Animation und Realfilm ist nicht mehr möglich. 

Eine gute Einführung und die ersten Erfahrungen mit digitaler Animation kannst du im iMovie oder im Power Point machen.

Tutorials:

6d. Experimentelle Animation

Unter dieses Animationsverfahren fallen alle Techniken, wie beispielsweise das Erstellen von Animationen aus vorhandenem, recyceltem Filmmaterial - Found Footage genannt - oder Zeitmanipulationen, wie Zeitlupe und Zeitraffer. Ein klare Trennung zum abstrakten Film oder experimentellen Film ist schwierig.


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