23. August 2021

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(Endlich) Studierendenfreundliche Online-Kurse gestalten

(Endlich) Studierendenfreundliche Online-Kurse gestalten

Zugegeben: Der Titel ist überspitzt. Denn niemand erstellt einen Online-Kurs, ohne auch an die Teilnehmenden zu denken. Und dennoch ist diesen oft geholfen, wenn man sich noch besser in ihre Position versetzt.

Wie man Inhalte im Netz darstellt – egal, ob auf Websites, ILIAS-Kursen oder Portfolios –, ist von einer Reihe von Faktoren abhängig:

  • Davon, was die Plattform überhaupt kann.
  • Von den Kenntnissen und auch vom Geschmack des Gestalters oder der Gestalterin.
  • Dem Workflow, also von der Frage, wie Inhalte bearbeitet werden, bevor sie online geschaltet werden.
  • Davon, wie viel Zeit investiert werden kann in die Erarbeitung.
  • Und natürlich auch davon, was die Nutzerinnen und Nutzer wollen und brauchen.

Letztere sollten aber gerade nicht am Schluss kommen. Der im Web-Bereich wichtige Begriff der "User-Orientierung" betont, dass sie vielmehr am Anfang der Gestaltungsüberlegungen stehen sollten. Dies gilt für Online-Veranstaltungen letztlich genauso wie für Websites.

Ein Kniff aus dem Web-Design: Arbeit mit Personas

Die nutzerfreundliche Präsentation von Inhalten ist das tägliche Brot der Web-Designerinnen und -Designer. Deswegen haben sie eine Reihe von Werkzeugen entwickelt, um sich in die Köpfe ihres „Zielpublikums“ zu versetzen. Das Beste daran: Im Zentrum steht dabei ein Konzept, das auch in der Pädagogik bekannt ist – die „Perspektivenübernahme“. Wie nimmt man bei Web-Design-Projekten diesen anderen Blickwinkel ein?

Eine gängige Methode  ist die Arbeit mit „Personas“ (oder, wie die Altphilologinnen und -philologen eher schreiben würden: Personä). Beim Bilden von Personas werden die Kursteilnehmenden mit voller Absicht jeglicher Individualität beraubt. Was pädagogisch heikel wäre, ist für die User-Orientierung äusserst wertvoll. So können die künftigen Nutzerinnen und Nutzer zusammengestaucht werden auf wenige fiktive Personen, die, jede für sich, sinnbildlich für eine grössere Gruppe mit ihren jeweils spezifischen Voraussetzungen und Bedürfnissen steht. Und aus diesen Bedürfnissen lassen sich Überlegungen dazu ableiten, mit welchen Massnahmen diesem „Typ“ von Kursteilnehmenden begegnet werden kann.

Ein solches Vorgehen ist zwangsläufig problemorientiert und hebt vor allem Defizite hervor. Dies bedeutet jedoch nicht, dass bislang bei allen Online-Kursen alles „falsch“ gemacht worden wäre. Die Personas zeigen aber vielleicht, was man noch besser machen könnte.

Und wie sieht so etwas konkret aus im Fall der PHBern? Wir haben bei der Vereinigung der Studierenden nachgefragt, wie typische „Studierenden-Personas“ aussehen und wo bei diesen der „digitale Schuh“ drückt. Folgende Beschreibungen haben sie eingereicht.
(Auf den Namen klicken, um die jeweilige Persona zu öffnen.)

  • Damian Bizepsi, IPS

  • Benjamin Flückiger, IS1

  • Simona Inderbitzin, IS2

  • Gabriela Meier, IHP

Damian Bizepsi (IPS, 2. Semester)

Wer ist er?

Damian studiert Vollzeit an der PHBern. Täglich pendelt er dafür nach Bern und arbeitet oft im Zug an seinen Hausaufgaben. Neben dem Studium treibt er oft Sport und ist im Nebenverdienst Fitnessinstruktor.


Was bringt er mit?

Er absolvierte die Kanti, stieg dann jedoch um in die FMS und ist dann nach einem Zwischenjahr direkt an die PH.
Damian ist sehr engagiert in Sachen Technik und möchte deshalb seine Erfahrungen mit Office und anderen Programmen möglichst gut ins Studium einbringen können.


Was ist schwierig für ihn?

Zum Glück ist alles auf OneDrive abgelegt, was ich brauche. Oh nein, mein PHBern-Login funktioniert gar nicht über die offizielle Maske, da muss ich über 5 Umwege gehen, um ans Ziel zu kommen.
Aber wenigstens sind alle Daten einheitlich auf ILIAS abgelegt von den Dozierenden.
Wo sind denn jetzt die Dokumente aus Fach XY, ach nein, die sind ja auf SWITCHportfolio abgelegt. Dachte ich zumindest, na ja die Hälfte… Der Rest ist vermutlich auf SWITCHdrive. Oder vielleicht auch nicht.

Und ganz schwierig: Es steht wieder einmal ein grosser Text an zum Lesen. Glücklicherweise ist das kein Problem mit dem Tablet und dem Stift kann man die Texte ja ganz einfach bearbeiten. Aber nein, was ist das denn? Die Seiten scheinen völlig schräg eingescannt worden zu sein und die Texterkennung funktioniert ja gar nicht. Na ja, hält man das Tablet schräg und zoomt ganz fest hinein, ist der Text leserlich. Ärgerlich ist es jetzt dann doch aber, dass einfach das Dokument zu Ende ist, wo die Buchseite aber noch weitergehen würde...


So kann man ihm helfen

  • Einheitlichkeit in der ILIAS-Struktur
  • Vereinheitlichung der Ablageorte
  • Saubere Scans mit Texterkennung
  • Zweckmässige, allseits bekannte Tools nutzen (Microsoft)

Wem die Arbeit mit Personas nicht zusagt, der oder die kann aber auch zu simpleren Mitteln greifen. Am einfachsten und am effizientesten: Die Kurs-Teilnehmenden fragen, was gut war bei der Gestaltung des eigenen Kurses. (Und ganz wichtig: Auch fragen, was nicht.)

Kolleginnen und Kollegen haben häufig auch wertvolle Erfahrungen gemacht. Und im Gespräch, zum Beispiel in der Fachschaft, lässt sich auch über die Einheitlichkeit der Kurse diskutieren, die – vergleiche oben – ein grosses Studierendenanliegen ist.

Last but not least lohnt es sich gelegentlich auch einfach, sich einmal durch einen Kurs zu manövrieren – und vielleicht sogar die Klicks zu zählen, die notwendig sind, um zu einem bestimmten Dokument oder Element zu gelangen.

Und schliesslich noch ganz konkrete Tipps für die Gestaltung von Kursen

Studierende aller vier Grundausbildungsinstitute haben Empfehlungen für die Gestaltung von ILIAS-Kursen gemacht. Diese basieren auf dem Anliegen, dass die Kurse in den verschiedenen Instituten gleich aufgebaut und übersichtlich gestaltet sind. Das Institut Sekundarstufe I hat die Empfehlungen in Absprache mit der Vereinigung der Studierenden verdichtet in einer Liste konkreter Tipps für die Dozierenden, die auch für andere Institute eine praktische Hilfestellung bieten können.

Zudem hat die Digital Learning Base auf das neue Semester direkt in ILIAS Anschauungsmaterial zur Verfügung gestellt: In diesem Kurs sind die Gestaltungs- und Strukturierungselemente abgebildet, die in ILIAS genutzt werden können. Und hier und hier gibt es Vorschläge dafür, wie ganze Kurse gestaltet werden können.

Im Rahmen der Summer-Workshops bietet die Digital Learning Base zudem zwei Veranstaltungen zum Thema „Studierendenfreundliche ILIAS-Kurse gestalten“ an, in welchen die Umsetzung von Kursen mit obigen oder anderen Elementen praktisch geübt und Good-Practice-Erfahrungen ausgetauscht werden können.

Sämtliche Tutorials und Beispielkurse zu ILIAS sind im Padlet des Selbstlernworkshops zu ILIAS zu finden. Bei weiteren Fragen kann eine Mail an digileb@phbern.ch geschickt werden. 

Ausserdem freuen wir uns über eure Erfahrungen, Einschätzungen und Tipps und Tricks zur Nutzerfreundlichkeit in den Kommentaren oder im Forum Hochschullehre.


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  • Danke für den guten Artikel! Der Link zu der Liste konkreter Tipps des IS führt bei mir auf eine lokale Datei, die ich natürlich nicht habe. Könnt ihr den Link noch anpassen? Merci

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