Diese Seite bietet einen umfassenden Überblick über die vielfältigen Videoproduktionsstile (Video-Design), die derzeit für selbstorganisiertes (Online-)Lernen eingesetzt werden. Der Schwerpunkt dieser Sammlung liegt auf didaktischen Videos, die das Verständnis komplexer Sachverhalte erleichtern und das Lernen unterstützen sollen. Daher ist es wichtig, den oder die passenden visuellen Stil(e) für die Erstellung von Videos auszuwählen.

Gestaltungstheorie
Die Gestaltungstheorie im Video-Design besagt, dass der*die Betrachter*in auf den ersten Blick erkennen möchte, worum es geht. Dabei werden kleinere Flächen als Objekt und grössere Flächen als Hintergrund wahrgenommen. Es ist wichtig zu beachten, dass Objekt und Hintergrund nicht gleichzeitig wahrgenommen werden können, was eine gezielte Planung und Gestaltung erfordert.
Die Informationstheorie im Video-Design beschäftigt sich damit, warum ein Video manchen Menschen gefällt und anderen nicht. Banale oder vollständig bekannte Inhalte werden oft als uninteressant empfunden, da sie keine neuen Informationen oder Anreize bieten. Andererseits können völlig unbekannte Inhalte auf Unverständnis stossen, da sie keine Verbindung zum Betrachter herstellen. Das Empfinden von Qualität und Interesse hängt stark vom Wissensstand und Kulturkreis des Betrachters/der Betrachterin ab, was eine sorgfältige Planung bei der Gestaltung von Videos erfordert.
Planung
Wie erwähnt ist die Wahl des Stils wichtig, um die gewünschten Lernergebnisse oder ein erleichtertes Verständnis für einen Sachverhalt zu erhalten. Deshalb ist es wichtig, dass der Auswahlprozess sowohl sorgfältig durchdacht, als auch bewusst erfolgt. (Siehe Link zu Planung: Konzeptarbeit und Leitfragen Medienprojekt)
Übersicht Video-Design, Video-Produktionsstile
Video-Design und Video-Produktionsstile sind entscheidend für die Wirkung und Wirksamkeit eines Videos. Video-Design umfasst die visuelle Gestaltung und Strukturierung, einschliesslich der Anordnung von Objekt und Hintergrund. Video-Produktionsstile beschreiben die verschiedenen Ansätze und Techniken bei der Erstellung von Videos. Diese Stile reichen von dokumentarisch und erzählerisch bis hin zu künstlerisch und experimentell. Hier konzentrieren wir uns auf die Stile, die didaktisch relevant sind.
Aufbau
Da verschiedene Produktionsstile unterschiedliche Vorteile bieten, sind die einzelnen Stile (unter der Übersicht) aufgeführt. Zu jedem Stil gibt es eine kurze Beschreibung sowie einige Fragen, die vor der Wahl des Formats berücksichtigt werden sollten.
Kombination von Stilen
Es ist wichtig zu beachten, dass diese Produktionsstile zwar einzeln aufgeführt sind, es jedoch möglich ist, zwei oder mehr davon in einem Video zu kombinieren. Durch die Kombination verschiedener Stile können andere Ergebnisse erzielt werden, als dies mit jedem einzelnen Format allein möglich wäre. Eine Kombination von Stilen ist oft sinnvoll, da unterschiedliche Kontexte (z.B. Metaebene) durch einen Stilwechsel sofort auch visuell sichtbar werden.
Talking Head
- Am meisten wird der "Talking Head" in einem Studio mit neutralen Hintergrund aufgenommen
- Der direkte Stil kann die Aufmerksamkeit der Zuschauerin/des Zuschauers besser fesseln und eine stärkere emotionale Bindung schaffen. Dies kann dazu führen, dass die Inhalte besser aufgenommen und verstanden werden.
- Weil durch die visuelle Nähe und Authentizität des*der Sprechers*in eine persönliche Verbindung zum*zur Zuschauer*in gegeben ist, kann dieser Stil ein geeigneter Einstieg in die zu vermittelnde Thematik sein.
- Die Persönlichkeit der*der Sprecherin*s ist in diesem Stil sehr präsent. Kommen die Inhalte in diesem direkten Format gut zur Geltung?
- Vielleicht ist ein Podcast eine interessante Alternative? Ein Podcast bietet die Flexibilität, Inhalte unterwegs zu konsumieren. Zudem kann die Stimme des Sprechers eine intime Atmosphäre schaffen, die ähnlich wie das direkte Ansprechen im Film wirkt.
Kameraperspektive:
Bild in Bild
- Es bietet eine gute Möglichkeit Bilder, Folien oder Animationen und Sprecher*in gleichzeitig zu zeigen
- Ist die*der Sprecher*in zusätzlich auch sichtbar, erhöht sich die Aufmerksamkeit und eine persönliche Verbindung entsteht.
- Ist die Folie so aufgearbeitet, dass unten (rechts, links oder dort wo das Bild hinkommt) kein Inhalt verdeckt wird?
- Entsteht ein Mehrwert, wenn Folie und Sprecher*in gleichzeitig sichtbar sind?
- Sind die Folien und das kleine Bild genügend gross, dass sie auch auf mobilen Geräten gut lesbar/sichtbar sind?
Kameraperspektive:
- Die Aufnahme (z.B. Talking Head) des kleinen Bildes sollte ausreichend gross sein, um einen Mehrwert zu bieten
Textüberlagerung
- Texte, Grafiken oder Bilder werden über das Video überlagert (diese können auch animiert werden).
- Geeignet um Hauptpunkte, Schlüsselwörter oder Visualisierungen hervorzuheben oder zu betonen
- Viele Texteinblendungen erfordern viel Lesearbeit – Zuhören und gleichzeitig Lesen überfordert unsere Kognition. Statt ganzer Texte sollten nur Stichworte eingeblendet werden, die im Sprechtext vorkommen.
- Ist die Ergänzung nötig? Unterstreicht die Textüberlagerung das Gesagte oder lenken sie die*den Betrachter*in ab?
Kameraperspektive:
- Texte, Grafiken oder Bilder bereits bei der Aufnahme einplanen und den Sprecher oder die Sprecherin leicht am Rand positionieren.
Präsentation, Lehre, Unterricht
- Eine Präsentation, Vorlesung, Seminar in der Lehre oder eine Unterrichtssituation wird gefilmt
- Funktioniert die Präsentation vor Ort auch digital? Muss noch etwas ergänzt werden?
Kameraperspektive:
- Soll nur der/die Vortragende gefilmt werden oder auch das Publikum aus der hinteren Reihe?
- Soll die Präsentation/der Beamer ebenfalls sichtbar sein? Achtung: Beim Filmen gibt es Herausforderungen bezüglich der Belichtung und des Weißabgleichs des Beamers im Vergleich zum Vortragenden.
- Ein Mikrofon sollte am Vortragenden befestigt sein.
Gruppendiskussion
- Die Aufzeichnung einer Diskussion kann den Zuschauenden das Gefühl vermitteln, live dabei zu sein. Dies kann besonders dann der Fall sein, wenn die Diskussion dynamisch gestaltet ist.
- Ist die Diskussion unstrukturiert, kann es für die Zuschauenden schwierig sein, dem Gespräch zu folgen. Eine klare Struktur oder eine Moderation helfen dabei, die wichtigsten Punkte hervorzuheben und den roten Faden zu bewahren.
- Fühlen sich die Zuschauenden als Teil des Gesprächs? Dies hängt stark davon ab, wie die Diskussion geführt wird. Interaktive Elemente, wie das Einbeziehen von Zuschauerfragen oder Kommentaren, können dazu beitragen, dass sich die Zuschauenden näher am Geschehen fühlen. Ohne solche Elemente könnten sie sich eher als entfernte Beobachter wahrnehmen.
Kameraperspektive:
- Je nach dem ist eine Änderung der Kameraperspektive sinnvoll um eine Monotonie zu vermeiden.
- Ein Mikrofon sollte auf dem Tisch oder in der in der Nähe der Gruppe positioniert sein.
Interview
- eine ausgezeichnete Möglichkeit, Experten aus einem bestimmten Bereich zu einem relevanten Thema einzubeziehen. Durch gezielte Fragen können wertvolle Einblicke und Fachwissen gewonnen werden, die für die Zuschauenden oder Zuhörenden von grossem Interesse sind
- Sind die Fragen relevant und präzise? Relevante Fragen stellen sicher, dass das Interview fokussiert bleibt und die wichtigsten Aspekte beleuchtet werden.
- Fragen sollten gut durchdacht sein, um möglichst aufschlussreiche Antworten zu erhalten.
Kameraperspektive:
Eine Über-die-Schulter-Aufnahme ist eine effektive Kameraperspektive, die den/die Interviewte:n zeigt, während gleichzeitig ein Teil der Schulter des Interviewers oder der Interviewerin sichtbar bleibt. Diese Perspektive schafft nicht nur eine persönliche Atmosphäre, sondern lässt sich auch mit anderen Aufnahmewinkeln kombinieren, um das Interview dynamischer und interessanter zu gestalten.
Gespräch
- Ein informelles Gespräch über ein bestimmtes Thema bietet die Möglichkeit, möglichst ungeskriptet und authentisch zu kommunizieren.
Gespräche können eine entspannte Atmosphäre schaffen, in der die Teilnehmer frei ihre Gedanken und Meinungen austauschen können.
- Sind die Fragen relevant und präzise? Relevante Fragen stellen sicher, dass das Interview fokussiert bleibt und die wichtigsten Aspekte beleuchtet werden.
- Fragen sollten gut durchdacht sein, um möglichst aufschlussreiche Antworten zu erhalten.
Kameraperspektive:
Beide Gesprächspartner sind gleichzeitig zu sehen, wobei Detailaufnahmen eines Gesprächspartners während längerer Ausführungen als abwechslungsreiche Ergänzung wirken.
Weil beide Gesprächspartnergleichzeitig zu sehen sind, wird ihre Gleichstellung betont. Im Gegensatz zu einem Interview, das klare Rollenverteilungen hat: eine Person stellt Fragen und die andere antwortet ausführlich.
Veranschaulichung
- Eine Handlung oder ein Prozess wird "in action" gezeigt. z.B Im Hallenbad wird der KRAUL-ARMZUG vorgezeigt.
- Sind die einzelnen Schritte nachvollziehbar?
- Darf ich an dem Ort (z.B Hallenbad) filmen?
- Weil Hintergrundgeräusche die Audioaufnahmen stören können immer mit externen Mikrofonen filmen.
- Sind die Szenen genügend detailliert gefilmt?
- Wird die Szene von verschieden Perspektiven gezeigt?
vor Ort
- Möglichkeit, die Zuschauer*innen an Orte zu bringen, die sie sonst vielleicht nicht besuchen könnten. (z.B. Museum, besondere Architektur, Denkmal)
- Eine unkontrollierbare Umgebung macht das Filmen schwieriger. (z.B Lärm, starker Wind, Regen etc.)
- Darf ich an dem Ort (z.B Museum) filmen?
- Sind die Szenen genügend detailliert gefilmt. Wird die Szene von verschieden Perspektiven gezeigt?
- Entsteht ein Mehrwert wenn an diesem bestimmten Ort vermittelt wird?
- Weil Hintergrundgeräusche die Audioaufnahmen stören können immer mit externen Mikrofonen filmen.
- Sind die Szenen genügend detailliert gefilmt?
- Wird die Szene/Objekt von verschieden Perspektiven gezeigt?
Greenscreen
- Eine Greenscreen-Aufnahme sollten nur verwendet werden, um verschiedene Hintergründe nachträglich digital einzusetzen.
- Erfordert die eine gute Beleuchtung, damit die Nachbearbeitung ohne grösseren Aufwand erfolgen kann.
- Erfordert eine gute Planung. Das Hintergrundvideo oder -Bild sollte vor der Aufnahme ausgewählt sein.
- Bietet "Greenscreen" genug Mehrwert, um seinen Einsatz zu rechtfertigen?
- Einüben des Ablaufs, falls auf den später eingefügten Inhalt reagiert wird.
- Die Kameraperspektive sollte identisch mit der des später eingefügten Films/Bildes sein, um Verwirrung bei den Betrachter:innen zu vermeiden.
Screencast
- Geeignet für alle Arten von Bildschirminhalten
- Verwendungszweck: Technische Erklärungen, Software Schulung oder Schritt-für-Schritt-Tutorial.
- Kann der*die Zuschauer*in den gezeigten Schritten leicht folgen? Wie wird der*die Zuschauer*in darauf hingewiesen, worauf die Aufmerksamkeit zu richten ist? Sind Hilfsmittel wie z.B. grösserer Cursor, nachträglich eingefügte Pfeile, Grafische Elemente oder Textelemente eingeplant?
- Achte auf eine 16:9 Aufnahme, da dieses Seitenverhältnis standardisiert ist und eine optimale Darstellung auf den meisten Geräten, einschliesslich mobiler Geräte, bietet. Eine 16:9 Aufnahme sorgt dafür, dass der Inhalt nicht verzerrt wird und der verfügbare Bildschirmplatz besser genutzt wird.
Animation
- Hilfreich zur Visualisierung abstrakter oder komplexer Abläufe.
- Kann von einfachen Bewegungen bis hin zu anspruchsvollen (3D) Animationen reichen.
- Rechtfertigt der Mehrwert der Animation, die für ihre Erstellung erforderlichen Ressourcen im Hinblick auf den Lernerfolg der Lernenden?
Von oben gefilmt
- Overheadfilme sind besonders nützlich, um Abläufe zu demonstrieren, Übungen vorzuführen, Bücher vorzustellen oder Anleitungen Schritt für Schritt zu erklären.
- Plane die Aufnahme im Voraus und stelle sicher, dass alle benötigten Materialien bereit sind
- Was ist das Ziel der Aufnahme? Soll ein bestimmter Prozess, ein Produkt oder eine Handlung gezeigt werden?
- Welche Details sind wichtig und müssen klar sichtbar sein?
- Gibt es zusätzliche Elemente, die in die Aufnahme integriert werden sollen, wie Text, Grafiken oder Erklärungen?
- Verwende ein stabiles Stativ oder eine Halterung, um die Kamera sicher zu positionieren und Verwacklungen zu vermeiden.
- Die Beleuchtung sollte gleichmässig und ausreichend sein, um Schatten und dunkle Bereiche zu vermeiden.
- Achte darauf, dass der Fokusbereich klar definiert ist und die wichtigen Elemente im Bild scharf sind.
- Wähle einen sauberen und neutralen Hintergrund, der nicht vom Hauptmotiv ablenkt.
Webcam oder Streaming
- Virtuelle Live-Session, Befragung einer (externen) Expert:in
- Fragen der Zuschauenden können live beantwortet werden
- Kann zusätzlich als Video gespeichert werden
- Ist die Internetverbindung auf beiden Seiten stabil und schnell?
- Verfügen alle beteiligten Personen über ein externes Mikrofon (Headset) ist für gute Audioqualität? Ist ein Lautsprechermikrofon für die Wiedergabe (resp. Fragen aus der runde) vorhanden?
Kameraperspektive:
- Webcam sollte auf Augenhöhe sein, um unvorteilhafte Winkel zu vermeiden und eine natürliche Perspektive zu schaffen.
- Webcam sollte etwa eine Armlänge entfernt sein, um eine angenehme und natürliche Distanz zu gewährleisten.
- gute Beleuchtung, neutraler Hintergrund.
Tablet / Pencast
- Ideal für Mindmaps, Schritt-für-Schritt Lösungswege oder andere aufbauende Erläuterungen.
- Digitales Whiteboard ohne sichtbare Schreibhand.
- Ist die Handschrift lesbar?
- Voiceover wird in der Regel einem zweiten Schritt erstellt.
- Soll die Hand sichtbar sein, muss das Tablet von oben gefilmt werden
- Ein Screencast der App sollte im 16:9-Format erstellt werden. Es ist empfehlenswert zu überprüfen, ob die App eine eingebaute Aufnahmefunktion bietet.
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